Initiative für ein besseres Alumni-Management
Stuttgart / Hockenheim. Für Christian Kramberg aus Hockenheim sind die „Alumni“, wie man die Absolventinnen und Absolventen einer Hochschule nennt, ein riesiger Schatz, der in ganz Deutschland noch nie richtig entdeckt geschweige denn gehoben oder genutzt wurde. Der 58-jährige Diplom-Kaufmann und Unternehmer, der am KIT in Karlsruhe und an der Universität Mannheim studierte, ist seit Jahrzehnten im Hochschulumfeld tätig und weiß, wovon er spricht. Im Jahr 2001 gründete Kramberg in Kooperation mit mehreren Hochschulen den eingetragenen und als gemeinnützig anerkannten Verein „alumni-clubs.net e.V.“, den Dachverband der Alumni-Organisationen im deutschsprachigen Raum, der mittlerweile über 300 Mitgliedshochschulen repräsentiert. Kramberg fungiert seit Gründung bis heute als ehrenamtlicher Vorsitzender, seine Frau Dagmar, studierte Diplom-Kauffrau, leitet dessen Geschäftsstelle und kümmert sich um die Verbandsorganisation und die Mitgliederbetreuung.
Auch der Landtagsabgeordnete Andreas Sturm (CDU) betont die Wichtig- und Notwendigkeit eines professionellen Alumni-Managements gerade auch mit Blick auf baden-württembergische Hochschulen. Mitte November 2021 hatte Sturm gemeinsam mit der baden-württembergischen CDU-Landtagsfraktion einen diesbezüglichen Antrag an die Landesregierung gestellt, der Mitte Januar durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst beantwortet und am vergangenen Donnerstag (10. März) im Plenum des Landtags debattiert wurde.
Sturm sprach hierbei als erster Redner der CDU-Fraktion und führte unter anderem aus: „Wir sprechen in diesem Hause oft über nachhaltige und nachwachsende Ressourcen. Bisher haben wir dabei aber nicht die Hochschulabgängerinnen und -abgänger im Blick, die sogenannten Alumni. Exzellente Universitäten und Hochschulen brauchen ein exzellentes Alumni-Management. Ein Blick auf die angelsächsischen Exzellenzuniversitäten zeigt dies ganz deutlich: Alumni bieten ein enormes Potential, etwa in den Bereichen Recruiting, Fundraising, Karriereperspektiven, Praxisinput sowie Image- und Reputationsbildung.“
CDU-Landtagsfraktion für Anschubfinanzierung
Der CDU-Parlamentarier weiter: „Ein hoher Prozentsatz der angelsächsischen Hochschulmittel ist von Alumni. Und dabei geht es nicht nur um Großspenden, sondern auch um kleine Beträge. Alumni bieten hervorragende Kontakte in die Wissenschaft und Wirtschaft, regional wie überregional. Und unsere Universitäten und Hochschulen stehen im Wettbewerb, national und international. Wenn wir diese wertvolle Ressource nicht nutzen, ist das im Umkehrschluss ein Wettbewerbsnachteil gegenüber Unis im Ausland, die aus dieser Ressource Kapital schlagen.“
Ein sinnvolles Alumni-Management dürfe von den Alumni aber nicht nur etwas fordern, sondern müsse auch etwas bieten: „Universitäten in den USA in der Größenordnung von 20.000 Studierenden haben gut und gerne fünf bis sechs Stellen im Alumni-Management, während vergleichbar große Unis in Deutschland mit Mühe und Not eine halbe Stelle stellen.“ Um langfristig erfolgreich sein zu können, benötige das Alumni-Management „eine angemessene, finanzielle und personelle Ausstattung“. „Die CDU-Landtagsfraktion schlägt diesbezüglich eine Anschubfinanzierung vor. Es gab zwar Bundesmittel, aber die waren nur einmalig“, so Sturm.
Lebenslange Verbundenheit zur „Alma mater“ fördern
Sturm abschließend: „Es ist vollkommen klar, dass wir nicht das Alumni-Selbstverständnis haben, wie es in angelsächsischen Universitäten und Hochschulen vorgelebt wird: Kaum ein Akademiker in Deutschland trägt ein T-Shirt mit dem Logo seiner Hochschule. Aber was das Beziehungsmanagement angeht, haben wir große Chancen. Es geht um ein generelles Umdenken: In Deutschland gibt es Schule, Ausbildung/Uni, Beruf und Ruhestand. Das sind voneinander getrennte Bereiche. Wir brauchen ein neues Bewusstsein, für ein lebenslanges Dazugehören zur „Alma Mater“, zur „nährenden Mutter“, wie man die eigene Universität nennt. Das ist eine riesige Chance. Wir haben hier eine Win-Win-Situation für die Universitäten und Hochschulen wie auch für die Alumni vor Augen.“
Auf Einladung von Sturm waren Christian und Dagmar Kramberg nach Stuttgart angereist, um die Debatte zu diesem Thema im Landtag live zu verfolgen. Wie bereits in ihrer schriftlichen Antwort erkennbar, so machte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) im Rahmen ihrer Rede deutlich, dass die Landesregierung der Alumni-Arbeit an den Hochschulen zwar eine große Bedeutung beimesse, aber nicht die Notwendigkeit sehe, seitens des Landes ein professionell aufgestelltes Alumni-Management finanziell zu fördern.
„Über ein positives Feedback seitens der Ministerin hätten wir uns natürlich sehr gefreut“, sagte Christian Kramberg, „zumal ich weiß, dass dies auch der Wunsch vieler Hochschulen ist. Mein Dank gilt Andreas Sturm für seinen Einsatz. Klar ist: Wir geben in dieser wichtigen Sache nicht auf und bleiben wie bisher an diesem wichtigen Thema dran.“ (Text/Fotos: Matthias Busse)