Andreas Sturm MdL

Viele Apotheken sind in ihrer Existenz gefährdet

Informationsbesuch von Andreas Sturm MdL in der Schwetzinger Nord-Apotheke und Gespräch mit Apotheker Dr. Jürgen Sommer / Bundesweiter Apotheken-Protesttag am 14. Juni 2023

Schwetzingen. Rund eine halbe Stunde lang führte Dr. Jürgen Sommer, der Inhaber der Nord-Apotheke Schwetzingen, am vergangenen Montagnachmittag (12. Juni) dem Landtagsabgeordneten Andreas Sturm (CDU) bei dessen insgesamt zweistündigen Besuch am PC vor, wie schwierig es mittlerweile ist, bestimmte Medikamente wie beispielsweise Fiebersäfte mit den Wirkstoffen Paracetamol und Ibuprofen, Antibiotika oder Blutdrucksenker zu bestellen. Das Ergebnis trotz intensiven Suchens war ernüchternd: Weder die Originalmedikamente noch entsprechende Generika waren bestellbar. Für den Apotheker wie auch für die Patienten, welche die Medikamente benötigen, ein unhaltbarer Zustand.

Von links: Andreas Sturm MdL und Apotheker Dr. Jürgen Sommer. (Foto: Busse)Von links: Andreas Sturm MdL und Apotheker Dr. Jürgen Sommer. (Foto: Busse)

"Eigentlich haben wir 6.000 Medikamente im Sortiment, 400 davon sind derzeit aber nicht lieferbar", so Sommer. Die Gründe hierfür sind vielschichtig: Die Festpreisregelung in Deutschland hat dazu geführt, dass die Medikamentenproduktion verlagert wurde und insbesondere in China und Indien stattfindet, denn dort kann viel billiger produziert werden. Wenn es dort oder in der Lieferkette Probleme gibt, dann wirkt sich das auch hierzulande aus. Aufgrund des Preisdrucks durch die meist viel günstigeren Generika (Arzneimittel mit identischem Wirkstoff) lohnt sich zudem für manche Hersteller auch nicht mehr die Produktion. Und diejenigen, welche dann noch produzieren, können die Nachfrage nicht mehr in Gänze bedienen.

„Ziel muss es sein, dass wir wieder in Deutschland - und auch in Europa - mehr Arzneimittel produzieren, um wieder unabhängiger zu werden“, fordert Andreas Sturm MdL, der die Kritik der Apotheken an dem zuständigen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) teilt, der trotz „der berechtigten Anliegen der Apotheken seine Ohren offenbar auf Durchzug geschaltet“ habe.

Sturm: „Um es deutlich zu sagen: Ich würde es mir wünschen, wenn sich der SPD-Bundesgesundheitsminister weniger um die Legalisierung von Cannabis oder um das Gendern des Warnhinweises bei der Medikamentenwerbung kümmern würde, sondern um die wirklich wichtigen Themen im Gesundheitsbereich – und hier spielen die Apotheke eine ganz wichtige Rolle. Fakt ist: Ende März 2023 gab es in Deutschland noch 17.939 Apotheken, das war der bisher niedrigste Stand seit mehr als 40 Jahren. Und das Apothekensterben geht weiter: Jeden einzelnen Tag macht deutschlandweit mindestens eine Apotheke zu. Hier muss dringend gegengesteuert werden, denn es geht hier auch um das Wohl der Menschen, die ihre Medikamente brauchen. Auch die Versorgung im ländlichen Raum muss hier besondere Berücksichtigung finden."

Der CDU-Landtagsabgeordnete wies darauf hin, dass die CDU/CSU-Bundestagsfraktion einen „Beschaffungsgipfel“ gefordert habe, um die Versorgungssicherheit für Patienten mit Arzneimitteln zu gewährleisten. Bedauerlicherweise sah Lauterbach für einen solchen Gipfel keine Notwendigkeit.

Sturm: „Weitere Maßnahmen, um den Apotheken zu helfen, wären die Beendigung des Systems der Rabattverträge, denn es gibt bereits gute Preismechanismen. Ferner müssen die bürokratischen Hürden endlich abgebaut werden und auch die Honorierung muss verbessert werden. Natürlich verweist Lauterbach diesbezüglich auf die Finanzen. Aber es sei hier auch mal erwähnt, dass im Jahr 2008 2,6 Prozent der Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen auf die Apotheken entfielen, aktuell sind es 1,9 Prozent."

Insgesamt sieht Apotheker Dr. Sommer die Zukunft der Apotheken kritisch: „Wir sind an einem Kipppunkt und das Apothekensterben geht immer weiter." Ebenfalls ein wesentlicher Grund dafür sei auch der Fachkräftemangel: "In der Industrie können Apotheker oder Pharmazeutisch-technische Assistenten mehr verdienen. Wir Apotheken fordern eine angemessene Honorierung unserer Arbeit, sonst stehen wir irgendwann ohne Personal da."

Sturm, der dem Landtagsauschuss für Soziales und Gesundheit angehört, abschließend: „Wir brauchen auch zukünftig die Apotheken, denn sie haben für viele Patientinnen und Patienten einen zurecht hohen Stellenwert. Apotheker und Pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) sind hoch qualifiziert, sie stellen sich in den Dienst der Menschen und das, neben den normalen Öffnungszeiten, durch Nacht- und Notdienste rund um die Uhr. Auf meine Unterstützung können die Apotheken zählen.“