Von der Lernfabrik in den Weltraum
Schwetzingen. Die Ehrhart-Schott-Schule ist ein Kompetenzzentrum für moderne Aus-, Fort- und Weiterbildung – davon konnte sich aktuell Dr. Patrick Rapp MdL, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, auf Einladung des CDU-Landtagsabgeordneten Andreas Sturm am vergangenen Montagvormittag bei einem Termin in Schwetzingen selbst ein Bild machen.
„Ich finde es toll, dass Sie sich die Zeit nehmen und hier vor Ort kommen, um sich unsere Schule anzuschauen und sich über die vielfältigen Bildungs- und Qualifikationsmöglichkeiten zu informieren“, begrüßte Schulleiter und Oberstudiendirektor Thomas Edinger den Besuch aus Stuttgart. Im Beisein von Studiendirektor und Stadtrat Markus Bürger, Stadträtin Rita Erny sowie von Thomas Speck, Vorsitzender des Berufsschullehrerverbandes (BLV) Baden-Württemberg e.V. und derzeit Vorsitzender des Hauptpersonalrats für Lehrkräfte an Beruflichen Schulen beim Kultusministerium, stellte Edinger die gewerblichen Fachrichtungen Metall-, Holz- und Kfz-Technik, Mechatronik und Körperpflege vor.
„Wir sind breitgefächert aufgestellt und werden sehr gut vom Rhein-Neckar-Kreis unterstützt. Aktuell sind bei uns rund 950 Schülerinnen und Schüler, unser Kollegium umfasst rund 80 Lehrkräfte. Bis zum High-Tech-Arbeitsplatz ist bei uns vieles zu finden. Von Hause aus bin ich Theologe und mir ist es wichtig, dass auch die soziale Komponente berücksichtigt wird und dass man Technik auch mit sozial-ethischen Komponenten verbinden kann.“
Seitens Rapp und Sturm auf die Beschulung ukrainischer Flüchtlinge angesprochen, sagte der Schulleiter, dass er diesbezüglich in enger Abstimmung mit dem Staatlichen Schulamt in Mannheim stehe und die derzeitigen Zahlen sehr überschaubar seien. Edinger: „Das Schulsystem in der Ukraine ist dort auf einem wirklich guten Stand, digitaltechnisch sind sie mindestens so weit wie wir.“
Thomas Speck stimmte zu: „Die beruflichen Schulen können mit der aktuellen Situation gut umgehen. Auch die allgemeinbildenden Schulen haben sich geöffnet für die Ukrainer. Landesweit wurden 5.000 ukrainische Schülerinnen und Schüler aufgenommen, davon 500 an beruflichen Schulen.“
Einig waren sich alle Teilnehmer darin, dass die beruflichen Schulen in Baden-Württemberg ein Erfolgsmodell seien und man viel mehr Werbung für diese machen müsste. Ebenso gelte es, mehr Initiativen für die berufliche Orientierung, insbesondere an den allgemeinbildenden Gymnasien, zu starten.
Bei einem anschließenden Rundgang durch das Schulgebäude wurde die „School of tomorrow“ besucht: Hierbei geht es darum, dass sich die Schülerinnen und Schüler, in Vorbereitung auf eine Ausbildung oder ein Studium, selbstständig in einem digitalen Klassenzimmer den Unterrichtsstoff erarbeiten.
Auch die Lernfabrik 4.0, welche vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus gefördert wird und die sich unter anderem mit Industrie-4-0-Technologien und automatisierter Produktion beschäftigt, wurde besichtigt.
Gespräch im Rathaus zum Thema Tourismus
Im Anschluss an den Schulbesuch führten die beiden CDU-Parlamentarier im Rathaus ein Informationsgespräch mit Oberbürgermeister Dr. René Pöltl, Bürgermeister Matthias Steffan und Amtsleiter Wolfgang Leberecht (Amt für Klimaschutz, Wirtschaft und Bauordnung). Im Mittelpunkt stand hierbei das Marketing- und Tourismuskonzept 2025 der Stadt Schwetzingen. Ferner ging es um die Themen Digitalisierung, Klimaschutz und Barrierefreiheit.
Hidden Champion in Schwetzingen
Dass man vom Schloßplatz 8 aus auch direkt mit dem Weltraum zu tun haben kann, das erfuhren die Politiker bei einem Besuch des im Jahre 1971 gegründeten Luft- und Raumfahrtunternehmens von Hoerner & Sulger GmbH, das dort seinen Sitz hat und im letzten Jahr sein 50-jähriges Firmenjubiläum feiern durfte. Dr. Hartmut Henkel und Dr. Josef Dalcolmo, die gemeinsam mit Dipl.-Ing. Ute von Hoerner die Geschäftsführung innehaben, stellten das kleine mittelständische Unternehmen (KMU) vor, für welches 26 Menschen tätig sind. „Wir suchen übrigens aktuell noch weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, an Projekten mangelt es uns nicht“, sagte Henkel, der zahlreiche Aufträge detailliert vorstellte. Unter anderem kommt die Kontroll- und Treiberelektronik des deutsch-französischen Kleinsatelliten MERLIN, der ab 2027 das Treibhausgas Methan aufspüren und überwachen wird, aus Schwetzingen. Henkel: „Unser Hauptaufgabengebiet ist die Raumfahrtelektronik, darin sind wir sehr gut. Im Weltraum muss alles über lange Zeit funktionieren und auch die Strahlungsbedingungen aushalten. Auf einen Satelliten prasselt da alles Mögliche ein.“
Weltraumtechnik sei sehr teuer: „Ein kleines Teilchen, das für ein Handy vielleicht einen Wert von zwei oder drei Euro hat, kostet für den Weltraum 70.000 Euro.“
Staatssekretär Dr. Rapp: „Rund fünf Mrd. Euro Umsatz erwirtschaften die Luft- und Raumfahrtbetriebe in Baden-Württemberg jährlich. Baden-Württemberg und Bayern sind tatsächlich die Raumfahrtländer in Deutschland.“ (Text/Fotos: Matthias Busse)