Sturms erste Rede im Landtag - Schulöffnungen werden diskutiert
Stuttgart/Region. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Schulbetrieb und das Bildungssystem standen im Mittelpunkt einer Debatte, zu welcher der Landtagsabgeordnete Andreas Sturm (CDU) am Donnerstag, 1. Juli, zum ersten Mal im Plenum des Landtags von Baden-Württemberg sprach.
Sturm setzte sich hierbei für seine Fraktion mit einem Antrag der AfD-Fraktion auseinander, der vom 10. Mai stammt und den Verzicht auf die Durchführung regelmäßiger Schnelltests bei Kindergartenkindern und Schülern sowie Aufhebung der Maskenpflicht in Klassenzimmern und flächendeckenden Präsenzunterricht forderte – bei zum damaligen Zeitpunkt rund 15 000 täglichen Neuinfektionen.
„Es ist wichtig, dass das Parlament die Corona-Maßnahmen in regelmäßigen Abständen auf ihre Verhältnismäßigkeit hin prüft und wenn es gefordert wird, auch zwei- oder dreimal am Tag. Das ist Ausdruck von Demokratie“, so Sturm zu Beginn seiner Rede im baden-württembergischen Landtag. Und weiter: „Die Prüfung der Verhältnismäßigkeit ist schwierig, wenn sich die Verhältnisse dauernd ändern. Es ist daher einfach, jedes Mal weitergehendere Lockerungen zu fordern und nachträglich zu behaupten, dass mit mehr Lockerungen alles besser gewesen wäre. Auch eine Uhr, die stehengeblieben ist, hat zweimal am Tag recht.“
Der Antrag der AfD vom 10. Mai sei natürlich längst überholt, dies zeige die Dynamik der Pandemie wie auch die zielgerichteten Maßnahmen des Kultusministeriums, das der positiven Entwicklung mit neuen Verordnungen Rechnung getragen hätte. Sturm: „Seit dem 21. Juni entfällt in Stadt- und Landkreisen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 die Maskenpflicht an Schulen im Freien. Bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von unter 35 und zwei Wochen ohne Infektionsfall an der Schule entfällt die Maskenpflicht auch im Unterricht.“
Entbehrungen gewürdigt
Der 34-jährige Gymnasiallehrer machte deutlich, dass die konsequenten Maßnahmen der letzten Monate an den Schulen erst Lockerungen möglich gemacht hätten. „Uns ist vollkommen klar, welche großen Entbehrungen Kinder, Eltern und Lehrer auf sich nehmen mussten. Ihnen ist es unter anderem zu verdanken, dass die Zahlen so stark gesunken sind“, sagte Sturm unter starkem Applaus.
Hinsichtlich des Bildungsniveaus stellte der CDU-Parlamentarier heraus, dass die Landesregierung mit Hochdruck an Lösungen arbeite, um Lernrückstände bei Schülerinnen und Schülern zuschließen. Es gehe darum, „unaufgeregt, zielgerichtet und pragmatisch erfolgversprechende Maßnahmen zum weiteren Schulbetrieb zu finden und innovativ, effizient und auf neuen Wegen den Lernrückstand“ aufzuholen.
„Aus meiner Praxis als Lehrer während der Corona-Zeit weiß ich, dass sehr viele Ressourcen in die Hauptfächer investiert wurden. Umso mehr möchte ich darauf aufmerksam machen, dass wir die künstlerisch-musischen Fächer nicht vernachlässigen dürfen. Für eine ganzheitliche Bildung sind alle Fächer im Fächerkanon relevant und gerade für die emotionale, geistige und kreative Entwicklung der Kinder darf der künstlerisch-musische Bereich nicht vernachlässigt werden“, unterstrich Sturm, der auch stellvertretender Leiter des Arbeitskreises Bildung der CDU-Landtagsfraktion ist.
Am Schluss seiner Rede ging Sturm auf das Gleichnis von den zehn Jungfrauen aus dem Evangelium nach Matthäus (Mt 25,1-13) ein, das just bei der ökumenischen Morgenandacht im Landtag, an welcher er teilnahm, gelesen worden war: „Fünf waren klug, fünf waren töricht. Lassen Sie uns nicht töricht sein. Lassen Sie uns nicht die Anstrengungen der letzten Monate aufs Spiel setzen. Setzen wir weiterhin auf besonnene, verhältnismäßige und pragmatische Maßnahmen.“
Langanhaltender Applaus begleitete den CDU-Abgeordneten zu seinem Platz, die parlamentarische Feuertaufe war bestanden, von vielen Seiten gab es Glückwünsche. Und der grünen Kultusministerin gefiel offenbar Sturms Bibelstelle und seine Aufforderung, nicht töricht zu sein, so gut, dass sie ihn gleich in ihrer Rede zitierte.
mb